Achtsamkeit / Stressbewältigung
                                Robert Jüttner

Panikattacken

Panikattacken

Im Jahr 2010 suchten 15% aller Deutschen wegen krankhafter Angst einen Arzt auf. Vieles deutet daraufhin, dass die Zahlen seither eher zunehmend als rückläufig sind. Eine der häufigsten Angststörungen sind Panikattacken. Meist ist ein körperliches Symptom wie Herzrasen oder ein flaues Gefühl im Magen der Beginn einer sich ankündigenden Attacke. Auf das körperliche Symptom folgt ein beunruhigender Gedanke, der die Symptome noch verstärkt. Wir wissen nicht, warum wir dieses flaue Gefühl im Magen oder das Herzrasen haben. Wenn wir uns ein körperliches Symptom nicht erklären können, macht sich oft Unsicherheit in uns breit. Es ist das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Was folgt sind weitere »negative« Gedanken, die wiederum den Puls in die Höhe schießen lassen und die Betroffenen in einen Zustand hilfloser Panik stürzen. All das passiert innerhalb weniger Sekunden. Das Gefühl, das Menschen in solch einem Moment haben, ähnelt dem eines Herzinfarkts. Die Betroffenen glauben zu sterben oder verrückt zu werden, bis sich der Körper wieder selbst reguliert und die Attacke langsam abebbt. In der Regel dauert eine Panikattacke nicht länger als eine halbe Stunde. Aber die Konsequenzen, die sie oftmals mit sich bringt, sind dauerhaft. Denn in der Folge beginnt die Angst vor der Angst. Betroffene meiden bestimmte Situationen, von denen sie glauben, dass sie in solchen Momenten einer Panikattacke hilflos ausgeliefert wären. 
Doch eine Panikattacke kann jederzeit und überall ohne Vorankündgung einsetzen. So wird der Bewegungsfreiraum durch das eigene Denken mehr und mehr begrenzt.

Wie kann Achtsamkeit Ihnen bei Panikattacken helfen? Dabei spielen das urteilsfreie Wahrnehmen und die Haltung der Akzeptanz eine entscheidende Rolle. Wobei Akzeptanz nicht sich abfinden oder resignieren meint, sondern das Annehmen der Angst. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass wir nichts loslassen können, was wir nicht zuvor akzeptiert haben. Es geht darum, das körperliche Symptom wahrzunehmen, ohne es sofort zu bewerten oder loswerden zu wollen. Diese innere Haltung zu entwickeln, braucht einige Übung und ist ein Prozess. 
Es ist hilfreich, den Symptomen keinen inneren Widerstand entgegenzusetzen. Widerstand führt lediglich dazu, dass sich die Situation verschärft. Wenn wir lernen, Angst nicht als einen Feind zu betrachten, dem wir mit Ablehnung begegnen (was in der Regel zu einer Verschärfung der Situation führt), sondern sie mit Achtsamkeit (beobachten, ohne zu bewerten) wahrnehmen, wird sich die Angst schneller wieder auflösen, weil wir ihr durch unsere Reaktion keine neue Energie zugeführt haben. 
In akuten Momenten gibt es die Möglichkeit, Einfluss auf das Einsetzen und den Verlauf einer Panikattacke zu nehmen. Wenn Sie ein flaues Gefühl im Magen haben oder Ihr Herz zu rasen beginnt, gucken Sie, ob es gelingt, sich mit dem Atem zu verbinden. Nehmen Sie zwei drei tiefe Atemzüge und richten Sie dann ihre volle Aufmerksamkeit auf den Atem, ohne ihn zu verändern. Beobachten Sie lediglich das Ein und Ausströmen des Atems. Der Atem ist ein wichtiges Element bei der Praxis der Achtsamkeit. Er kann Ihnen als Anker dienen. Sich auf ihn zu fokussieren, eröffnet Ihnen die Möglichkeit, die Verbindung zwischen Impuls (flaues Gefühl im Magen) und Reaktion (Panik) zu unterbrechen. Auch wenn Sie die Situation vielleicht nicht gänzlich kontrollieren können, gelingt es in der Regel durch die Atembeobachtung wieder schneller ins Gleichgewicht zu kommen.

 


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